HERMANN ZEIDLER

*1920 – †2009

„Für diesen Maler durfte eine Kuh auch blau sein. Seine Stärke waren Porträts, seine Vorliebe galt der Farbe.“

Weser-Kurier, 16.9.2020

Vita

Der 1920 in Bremen gebürtige Maler Hermann Zeidler hat nach dem Krieg zunächst als Bühnenbildner gearbeitet und dann an der Kunsthochschule in Bremen, später an der Schule für Bildende Kunst in Hamburg studiert. Schon seit seiner Studienzeit arbeitete er intensiv als Maler und Grafiker. Bilder von ihm befinden sich in mehreren europäischen Ländern, aber auch in der Türkei, Japan, Russland und Südafrika.

Mit seiner Kunst gehört er keiner bestimmten Schule oder Richtung an. Vorbilder waren ihm Macke, Marc und Munch. Er war Individualist radikaler Prägung. Der Umgang mit dem Wesen der Farbe bestimmte sein Leben in allen objektiven und subjektiven Bereichen. Landschaften, vielfältige Formen von Wolken und Sonnenbildung, haben durch seinen Blick, seine wahrnehmende Erfahrung und seinen Pinsel eine – oftmals durchaus dramatische – Verdichtung und Wesensspiegelung erfahren. Bis in leichte Dissonanzen hineinreichende Zusammenklänge glühender Farben, beherrschen seine Bilder.

In besonderer Art sprechen seine Porträts, die auf eine bloß äußere Wiedergabe verzichten und Essenzielles der gemalten Persönlichkeit zum Ausdruck bringen. Zeidler selbst schätzte die gängige Bezeichnung „Porträt“ nicht: „Ich suche gerade in dem Gesicht den Menschen zu finden, diese Schrift lesen zu lernen, die Farben seines Wesens zu finden, die er schreibt und geschrieben hat. Man braucht nur sehen, was ist. Dabei den Menschen im Menschen zu finden, und alles ruht in ihm.“

Vielen Menschen sind seine eindrucksvollen Porträts des Pädagogen Ernst Weissert und der Eurythmistin Else Klink oder des norwegischen Pädagogen Dan Lindholm, sowie der Bürgermeisterin Annemarie Mevessen und das Porträt des Altbürgermeisters Wilhelm Kaisen gut bekannt. Anlässlich einer Ausstellung in Hamburg (1975) wurde auf die besondere Intensität der Porträts von seiner Hand verwiesen: „Diese Bilder haben noch mehr als die Landschaftsbilder ihre Kontur vollkommen aus der Farbe. So wie der Mensch sich aus seiner Stimmung heraus seine Form gibt – in Form ist – und da hindurch die Umwelt sieht, so schauen einen jene Menschen aus ihrer Farbstimmung heraus an…“ (H.K. Bekker).

Höchst charakteristisch für die elementare Breite seiner bildend–künstlerischen Veranlagung ist die Tatsache, daß er neben der Malerei auch zahlreiche angewandte Arbeiten wie Glasmosaiken, Glasätzungen, Grafittos, Draht– und Holzplastiken usw. geschaffen hat. In Bremen und andere Städten hat er auch größere Aufträge für Behörden, in Schulen, Kindergärten und einer Bibliothek ausgeführt. Unternehmen haben ihn ihre Bürohäuser farblich und künstlerisch durch-gestalten lassen.

Hermann Zeidler hat ganz aus dem Wesen und Erleben der Farbe heraus geschaffen, seine Bilder ebenso wie seine anderen Gestaltungen haben bei aller Vielfalt und farbiger Dramatik doch „jene Einfachheit, die sich nur eine große Sensibilität leisten kann,“ wie es zu einer Ausstellung in Hamburg seinerzeit formuliert wurde. Hermann Zeidler ist am 4.12.2009 in Schopfheim verstorben.